Die Geschichte einer unerhörten Frau

erschienen am 08. März 2021

Inhalt: Die Autorin nimmt die die Leser*innen mit in die Zeit ihrer Kindheit und erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven – Mutter-Vater-Tochter – eine sehr spezielle Familiengeschichte, vor allem aber die Geschichte der Mutter, Gussy Fink. Im Verständnis der damaligen Zeit war sie vor allem eins: Eine unerhörte Frau.

Aus der Perspektive des Kindes Eva schildert Hippe Beobachtungen aus dem Alltag von damals: so präzise im Detail wie unglaublich komisch in seinen Auswüchsen. So lässt sie Eva über die Leiden am Leibchen (eine typische Kleinkinderbekleidung) sinnieren bis hin zur Mutprobe, die erste „Texashose“ zu erstehen. Sie lässt die Leser*innen in die Welt der 50er und 60er Jahre eintauchen. In eine Welt zwischen Trümmern und Wirtschaftswunder, zwischen Konservativismus und dem ersten Aufmüpfen der Beatleszeit. Eine Welt, die uns heute eher fremd und endlos weit weg erscheint. Und doch nicht nur in unserer Elterngeneration präsent, sondern verborgen allgegenwärtig bleibt.

Gussy Fink führt ein Leben, wie man es in den Fünfzigerjahren von einer Frau erwartet. Sie ist verheiratet, hat zwei wohlgeratene kleine Kinder und ist die perfekte Ehefrau und Mutter. Das ändert sich, als sie feststellt, dass ihr Mann in dubiose Geschäfte verwickelt ist und sie hintergangen hat. Für Gussy liegt nicht nur ihre Ehe, sondern auch eine gesichterte Zukunft für sich und die Kinder in Scherben. In ihrer Verzweiflung wagt die schüchterne Frau einen kühnen Schritt – sie reicht die Scheidung ein. Aus der unsicheren Mustergattin wird eine von der Gesellschaft argwöhnisch beobachtete Außenseiterin. Dennoch ist Gussy entschlossen, für ein neues und selbstbestimmtes Leben zu kämpfen – ohne Kompromiss.

Hanne Hippe erzählt von einer Kindheit in Frankfurt und Köln. Von den Kneipentouren des Vaters, eines charmanten Hallodri und einflussreichen Sportfunktionärs, der sich der Verhaftung durch die bundesdeutsche Polizei nur durch eine Republikflucht in die andere Richtung (also vom Westen in die „Zone“) entzieht. Hermann Fink verdrängt gern seine familiäre Herkunft aus einer assimilierten jüdischen Familie in Breslau, hegt aber durchaus Sympathien für die Linken. Als die DDR den mehrsprachigen Fink als Gegenleistung zum Spion heranziehen will, flieht er nur wenige Stunden vor dem Mauernbau zurück in den Westen.

Hippe erzählt vom Neuanfang der Mutter Gussy, der alleinerziehenden Geschiedenen im erzkatholischen Köln. Die Ungelernte, die es von Putzstellen zur Stadtbüchereiangestellten schafft. Es ist die Geschichte einer Frauengeneration, die es mühsam lernt, sich gegen Bevormundung und Unterordnung zu wehren und Vertrauen in das eigene Ich und seine Möglichkeiten zuzulassen.

 

 

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